Idealvorstellungen gibt es in der Philosophie viele, im Grunde in jeder ihrer Teildisziplinen. Die Eindeutigkeit der Bezeichnung ihrer Begriffe gehört dazu. Die konkrete Sprachpraxis wissenschaftlicher Kommunikation erhebt sie zur Maxime, zur Erfüllung eines weiteren Ideals, nämlich der diskursiven Verständigung. Die „Reduzierung auf die reine Übermittlungsfunktion“ (Blumenberg; Ästhetische und metaphorologische Schriften; S. 125) der Sprache leitet diese Maxime an. Störungsfreie Kommunikation gilt als Indiz für Verständlichkeit, ein weiteres Ideal. Der historische Hintergrund für die geforderte Eindeutigkeit der Begriffe reicht bis in die Entstehung der modernen Wissenschaften in der Neuzeit zurück; Descartes gibt es als besondere und notwendige Qualifikation für den Begriff aus, festgehalten in der ersten Regel des Discours de la méthode als Vorschrift zur Klarheit und Deutlichkeit.
Der diskursiven Funktion der Sprache ist ihre expressive zur Seite zu stellen, nicht als Gegenmodell und nicht in einer hierarchischen Anordung als defizient und abkünftig, sondern als Aufweis einer Normierung, welche den Ausdruckscharakter der Sprache bewußt macht, neben ihrer medialen Funktion für die Kommunikation. Die moderne Dichtung hat sich dem Postulat der Eindeutigkeit und Verständlichkeit am meisten widersetzt; sie schafft über die Ambiguität ihrer Expressionen eine andere Sprachwirklichkeit durch Steigerung ihrer Vieldeutigkeit. Noch Husserl, einer der letzten Cartesianer der modernen Philosophie hängt dem Ideal der Eindeutigkeit nach. Eine endgültige Terminologie gehört zum Leitbild der Phänomenologie. Dieser Endzustand ist als einer zu denken in einem rein begrifflichen Sinne. Alle Formen der Unbegrifflichkeit sind aus dieser Terminologie getilgt.
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