Antwort an AufDerSonne (01)

„Gibt es möglicherweise zwei Weisen der philosophischen Erkenntnis? Eigene und solche, die in der Diskussion zustande kommt?“ – Das ist wirklich eine interessante Frage, Matthias, und ich muß gestehen, daß ich so recht keine probate Antwort darauf hab´. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, daß das Gespräch eine gute Basis für das eigene Denken ist. Im Gespräch ist man gewissermaßen gezwungen, ein Stück weit aus sich herauszutreten, innezuhalten, zu dem eigenen Denken Abstand zu bekommen, eine andere Perspektive einzunehmen. Und man muß sich ja im Vollzug des Antwortens die Dinge oft neu klarmachen.

Auf die Weise ergibt sich der für die Philosophie so wichtige Moment der Nachdenklichkeit, des Abwägens und Zögerns. Deshalb eigenen sich Verhöre so schlecht zum Nachdenken. Verhöre sind die Sache der Philosophenkönige. Nachdenklichkeit kann sich jedoch erst einstellen, wenn die Freiheit des Gedankenschweifens Grundlage des Gesprächs ist.

Und dann ist es ja auch so, daß das einsame Lesen ja auch eine Form des Gesprächs ist. Du hast jetzt das zweite Buch der Politeia gelesen; Du warst damit gleichsam im Zwiegespräch mit Platon. 🙂 Lesen ist Sprache. Übrigens: Glückwunsch zur Lektüre! (Ich weiß, daß das Lesen philosophischer Texte oft auch mühsam sein kann; aber daran gewöhnt man sich.)



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