Antwort an Alltag (01)

Platon und die Religion – ja, das ist ein weites Feld und auf diesem Feld liegen verschiedene Modelle vor. In den frühen Dialogen und auch noch in der Politeia tritt Platon (beziehungsweise der platonische Sokrates) als Religionskritiker auf. Im Euthyphron beispielsweise läßt er Sokrates die tradierte Form der Frömmigkeit kritisieren. Sokrates wurde ja u.a. wegen religiösen Frevels angeklagt; er führe neue Götter ein, hieß es und verderbe damit die Jugend. In den Nomoi dagegen werden die Götter zu einem Bezugspunkt der Gesetze.

Die griechische Religion, so man denn überhaupt von Religion sprechen will, ist ja keine Offenbarungsreligion, d.h. es gibt keine Schrift, in denen sich Gott den Menschen zuwendet, auch keine Steintafeln o.ä. (s. etwa Paul Veyne; Glaubten die Griechen an ihre Mythen?). Die griechischen Götter sind eigentlich nur insofern anders als die Menschen, weil die einen unsterblich sind, die anderen sterblich. Und dann verfügen diese Götter noch über außergewöhnliche Kräfte, sie können andere Gestalten annehmen usw., aber eigentlich herrschen bei den Göttern ähnliche Verhältnisse wie bei uns: Neid, Eifersucht, Rachsucht … sind an der Tagesordnung.

Es ist also schon angeraten, sich mit ihnen gut zu stellen. Wer eine Seereise nach Syrakus antreten will, opfert Poseidon am besten vorher ein Schaf oder eine Ziege. Aber viel mehr hat es damit auch nicht auf sich. Der Mythos kennt kein Dogma wie etwa die monotheistischen Religionen.



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