• Aufklärung als Pathogenese (5)

    „Auctoritas, non veritas facit legem.“ – „Autorität bestimmt das Gesetz, nicht Wahrheit.“ Damit entzieht Hobbes dem Individuum die Legitimation, gegen Andersgläubige, Ungläubige, weltanschauliche oder politische Gegner vorzugehen. Der Fürst ist Rechtsquelle und er selbst steht über dem Gesetz. Dieses Recht ist bei Hobbes Staatsrecht und ist als solches weder Partikularinteressen noch religiösen oder moralischen Auffassungen… Continue reading

  • Aufklärung als Pathogenese (4)

    „Es herrscht ein Kampf der Gesinnungen …“ (Reinhart Koselleck; Kritik und Krise; S. 21) – Man könnte meinen, der Satz wäre Teil einer Bestandsaufnahme der ideologischen Grabenkämpfe unserer Zeit. Er bezieht sich aber auf die Staatstheorie von Hobbes, in der dieser eine außerreligiöse Begrifflichkeit entwickelt, die ohne Gewissensinstanzen auskommt. Das individuelle Gewissen, das sich an… Continue reading

  • Aufklärung als Pathogenese (3)

    Hobbes‘ Staatstheorie war im strengen Sinne absolutistisch. Auch er hatte sie als eine Konsequenz aus den religiösen Bürgerkriegen entwickelt. Diese ließen nur einen Schluß zu: der Staat hat die Garantie für Ruhe und Sicherheit zu übernehmen. Die Staatstheorie von Hobbes geht von einem anthropologisch begründeten Mißtrauen gegen den Menschen aus. Seine sozialen, politischen und insbesondere… Continue reading

  • Aufklärung als Pathogenese (2)

    Victor Hugo hat ihn sehr bewundert und durch ihn ist er im kollektiven Gedächtnis der Franzosen geblieben: Agrippe d‘ Aubigné, ein Adeliger, Protestant, Philologe und Autor staatstheoretischer Schriften. Als Kind hatte er die aufgespießten Köpfe hingerichteter Protestanten zu Beginn der Hugenottenkriege in Paris gesehen, sein Lebensende verbringt er im Exil in Genf, wo er sich… Continue reading

  • Aufklärung als Pathogenese (1)

    Warum konnte das 18. Jahrhundert das Jahrhundert der Aufklärung werden? – Welche historischen Bedingungen mußten erfüllt sein, damit die bürgerliche Gesellschaft entstehen konnte? – Reinhart Koselleck ist dieser Frage in seiner Dissertation Kritik und Krise (1954) nachgegangen. Der politische Einsatzpunkt ist die Etablierung des modernen Staates im Anschluß an die konfessionellen Religionskriege des 16. Jahrhunderts.… Continue reading

  • Niklas Luhmann – Einführung in die Theorie der Gesellschaft (10)

    Das Thema der 10. Vorlesung sind die Formen der gesellschaftlichen Differenzierung. Eine am Alltagsverständnis orientierte Vorstellung denkt hier an ein Ganzes, das in seine einzelnen Teile zerfällt. Man denkt die Gesellschaft als eine Totalität, die in Einzelteile – seien es nun Menschen, seien es „Bereiche“ o.ä. – zerlegbar ist und die man dann wieder zu… Continue reading

  • Niklas Luhmann – Einführung in die Theorie der Gesellschaft (9) [3]

    Luhmann wirft die Frage auf, ob man Evolution nur als Evolution des Systems Gesellschaft fassen kann oder ob man auch von einer Evolution der Funktionssysteme sprechen kann. Das erinnert ein wenig an das, was bereits über Rationalität gesagt wurde, daß für die Funktionssysteme je eine eigene Rationalität gilt. „Gibt es so etwas wie eine Ideenevolution?“… Continue reading

  • Niklas Luhmann – Einführung in die Theorie der Gesellschaft (9) [2]

    „Wir blicken über eine rasante Änderung, die nicht in der Planung erzeugt wird, sondern über Evolution geschieht, in die Zukunft.“ (Niklas Luhmann; Einführung in die Theorie der Gesellschaft; S. 213) Mir scheint, daß das Entscheidende daran die Verabschiedung ehrwürdiger Ziele ist, die für die Gesellschaft ausgegeben werden; beispielsweise das Ziel der Vernunft. Für die moderne… Continue reading

  • Niklas Luhmann – Einführung in die Theorie der Gesellschaft (9) [1]

    In der 8. Vorlesung hatte Luhmann die Leitunterscheidungen der Evolution (Variation, Selektion und Stabilisierung) erörtert. In der 9. Vorlesung geht es nun darum, daß diese Unterscheidungen ihrerseits wiederum ein Produkt der Evolution sind. Hier entsteht eine Frage, die Luhmann bereits beim Thema Kommunikation aufgeworfen hatte: Was stand am Anfang der Evolution? – An diesen Anfang,… Continue reading

  • Heidelberg

    Mit Heidelberg, dem Neckar, dem Schloß und dem Philosophenweg verbindet mich eine ganz besondere Geschichte, eine Romanze in jungen Jahren, die nun ein halbes Jahrhundert zurückliegt. 😉 Danke für die schönen Verse, Jenny. „Ein Spiegelbild im ruhigen See,Verzaubert, wie ein Traum so schön und fee.“ Das hat mich an ein Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer… Continue reading

  • Pinker Zauber

    In lila Glanz das Schloss erwacht, Am Himmel leuchtend, sternenacht. Im Wasser tanzt das Lichterspiel, Diamanten glitzern, still und viel. Die Häuser schmücken sich wie Juwelen, In Nachtschwarz ruht der alte Seelen. Ein Spiegelbild im ruhigen See, Verzaubert, wie ein Traum so schön und fee. Die lila Pracht umhüllt die Burg, Ein nächtlich, magisch Zauberwerk.… Continue reading

  • Willkommen Holti!

    Der „Bibliotheksturm“ hat seit heute ein neues Mitglied: Herzlich willkommen, Holti. 😉 Die Handhabung des Blogs wirst Du sicher schnell lernen. Die Grundfunktionen sind eigentlich intuitiv zu bedienen. Falls Du Fragen dazu hast, können wir der Sache gemeinsam nachgehen. Neue Impulse kann dem „Bibliotheksturm“ nicht schaden; falsch machen kannst Du eigentlich nichts, weil sich alle… Continue reading

  • Liebe Bettina

    Ich danke Dir für Deine lieben Geburtstagsglückwünsche. Deinen Brief habe ich am vergangenen Sonntag im Briefkasten gefunden und diesmal war ich beim Anblick Deiner schön geschwungenen Handschrift sofort sicher: Ein Brief von Bettina. 😉 Beim Lesen stiegen Bilder aus der Vergangenheit in mir auf, an die gemeinsame Zeit, die wir hatten, an unsere Gespräche und… Continue reading

  • Luhmann und Marx

    Nichts lag Luhmann ferner als der Impetus einer gesellschaftstheoretischen „Kritik“. Das betrifft nicht die Kritik als Form der Rezeption im wissenschaftlichen Diskurs. Die Systemtheorie kritisiert und wird kritisiert. Es geht um das gesellschaftskritische Potenzial einer Theorie, wie es etwa den „erloschenen Vulkanen des Marxismus“ (Luhmann) inhärent ist, über die Luhmann in Soziale Systeme spöttelt. In… Continue reading

  • Die unergründliche Weite und Tiefe des Meeres

    MeeresstilleIch seh von des Schiffes RandeTief in die Flut hinein:Gebirge und grüne LandeUnd Trümmer im falben Scheinund zackige Türme im Grunde,Wie ich`s oft im Traum mir gedacht,Das dämmert alles da untenAls wie eine prächtige Nacht.Seekönig auf seiner WarteSitzt in der Dämmerung tief,Als ob er mit langem BarteÜber seiner Harfe schlief,Da kommen und gehen die SchiffeDarüber,… Continue reading

  • Handgebundene Zärtlichkeit

    Im zweiten Buch der Metamorphosen berichtet Ovid von der Entführung der hübschen Prinzessin Europa. Das Gelingen dieser Entführung durch Zeus hängt ganz wesentlich davon ab, daß Europa gegen den Stier, in den sich Zeus verwandelt, keinen Verdacht hegt. Deshalb muß der Stier nicht nur wie ein Stier aussehen, er muß sich auch wie ein Stier anfühlen; er muß authentisch… Continue reading

  • “ … mit Felsquellwasser gebraut …“

    Geschichten über die Liebe enden nicht selten tragisch; so auch in dem von Ovid überlieferten Mythos von Narcissus. Dieser galt als ausgesprochen schöner Jüngling, der sich schon in jungen Jahren dem Ansturm der Herzen beiderlei Geschlechts, die ihm zuflogen, kaum erwehren konnte. Die Folge davon war eine recht brüske Form der Zurückweisung, die Narcissus sich… Continue reading

  • Musenanrufung bei Hesiod

    In der Theogonie Hesiods gibt es gleich zu Beginn eine etwas rätselhafte Passage, nämlich dort, wo es um die Genealogie der Musen geht. Die Musen sind die neun Töchter einer stürmischen Liebesbeziehung zwischen Zeus und Mnemosyne. Hesiod erwähnt zwar, daß sie die Töchter des Zeus sind, Mnemosyne hingegen bleibt bei ihm eine blasse Gottheit. Sie… Continue reading