„Wir blicken über eine rasante Änderung, die nicht in der Planung erzeugt wird, sondern über Evolution geschieht, in die Zukunft.“ (Niklas Luhmann; Einführung in die Theorie der Gesellschaft; S. 213)
Mir scheint, daß das Entscheidende daran die Verabschiedung ehrwürdiger Ziele ist, die für die Gesellschaft ausgegeben werden; beispielsweise das Ziel der Vernunft. Für die moderne Gesellschaft ist die Inthronisierung von Vernunft kein Ziel mehr. „Evolutionäre Errungenschaften“ sind keine Errungenschaften, welche noch vernunfttheoretisch oder moralisch begründet werden könnten. Die Vorstellung eines gesellschaftlichen Fortschritts ist damit obsolet. Evolutionäre Errungenschaften sind in der Regel nicht revidierbar, es sei denn durch Katastrophen. Man kann das sehr schön am Klimawandel sehen und an den Kommunikationen darüber in Politik, Wirtschaft und Kultur. Warum tut sich die Gesellschaft schwer damit, auf drohende ökologische Katastrophen so zu reagieren wie es die Vernunft eigentlich „gebieten“ würde? – Die Funktionssysteme haben eine je eigene Form von Rationalität ausgebildet; es fehlt sozusagen ein Regisseur, der diese Rationalitäten koordinieren könnte. Der Anspruch der Vernunft darauf kann nicht mehr als ein moralischer sein. Solche Ansprüche haben Appellcharakter, aber es sind keine evolutionären Zwänge. Die derzeitige Klimakonferenz in Dubai gibt ein beredtes Zeugnis davon davon. Die Evolutionstheorie wirkt hier desillusionierend auf alle Fortschrittsideologien.
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